Das DSA30 ist eines unserer hilfreichen Werkzeuge für die Entwicklung nachhaltiger Polymere für die Zukunft.
Iselin Grauer Moen
Senior Engineer, Norner AS
Geografisch weit im Norden Europas gelegen, aber immer im Zentrum der Polymerforschung: Das norwegische Unternehmen Norner gehört unter den R&D-Dienstleistern für die Kunststoffindustrie zu den weltweiten Marktführern. In unserem Porträt stellen wir Norner und den Aufgabenbereich von Iselin Grauer Moen vor, die mit einem Kontaktwinkelinstrument von KRÜSS die Benetzbarkeit polymerer Werkstoffe untersucht.
Norner, das ist der norwegische Name für die drei Nornen, Figuren der nordischen Mythologie. Für ein Unternehmen ist Norner ein scheinbar altmodischer Name, hinter dem sich nicht unbedingt ein hochmodernes Institut für Polymerforschung vermuten ließe. Tatsächlich symbolisieren die drei Nornen die Dimensionen der Zeit: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und für die Orientierung eines Unternehmens an Tradition und Zukunft gibt es ein sehr zeitgemäßes Wort: Nachhaltigkeit.
Bei Norner geht es um nicht weniger als die Zukunft der Polymerindustrie – um die Entwicklung nachhaltiger, recyclingfähiger Kunststoffe, die auch in der Herstellung Ressourcen schonen. Oder um Beschichtungen, die wiederum andere Materialien leistungsfähiger und länger haltbar machen, wie etwa wasserabweisende Membranen für Solarpanels.
Iselin Grauer Moen arbeitet als Senior Engineer in einem Labor für Mikroskopie und andere optische Untersuchungen. Auch die optische Kontaktwinkelmessung fällt in ihr Ressort – seit jüngerer Zeit nutzt sie den Drop Shape Analyzer – DSA30 von KRÜSS für Oberflächenanalysen. Den Schwerpunkt ihrer Messungen bilden spritzgussfähige Kunststoffe sowie Folienmaterialien, vor allem für den Verpackungsbereich. In der Benetzbarkeitsoptimierung sieht sie eine wichtige Aufgabe ihres Labors: „Je nach Einsatzgebiet des Materials muss die Benetzung verstärkt oder verringert werden, um die Nachhaltigkeit zu optimieren“.
Gut benetzbar müssen Kunststoffe sein, die mit stabilen Beschichtungen versehen oder bedruckt werden sollen. Für die Recyclingfähigkeit ist das Gegenteil der Fall: Anhaftender Schmutz stört den Recyclingprozess, weshalb Benetzung und Haftung bei den Materialien möglichst gering sein müssen. Das gilt besonders für Verpackungen, die im direkten Kontakt mit Lebensmitteln stehen, zum Beispiel Joghurtbecher oder Saftgefäße. Für solche Einsatzzwecke hat Norner eigens ein Modifizierungsverfahren zur Herstellung von Easy-slip-Oberflächen entwickelt und lizenziert.
Geringe Benetzung und Haftung ist besonders bei Materialien wichtig, die für den permanenten Wasserkontakt vorgesehen sind. Unter dem Stichwort Antifouling sind Maßnahmen zusammengefasst, die das Anwachsen von Algen und anderen Organismen verhindern. Polymere und Beschichtungen, die für diesen Zweck optimiert werden, gehören im optischen Labor bei Norner zu den typischen Proben.
Mit dem DSA30 findet Iselin Grauer Moen heraus, wie die Materialien sich beim Kontakt mit Wasser und anderen, auch ölartigen Flüssigkeiten verhalten. In der Regel greift sie dazu auf das Standardrepertoire der Tropfenkonturanalyse zurück: Kontaktwinkelmessungen mit mehreren Testflüssigkeiten, Bestimmung der freien Oberflächenenergie sowie der Oberflächenpolarität des Kunststoffs. Aber oft ist auch die Kreativität der Materialforscherin gefragt: „Ich habe auch schon Joghurt direkt auf den Kunststoff dosiert, um die Benetzung zu untersuchen.“ Messtechnisch eine Herausforderung, die mit einem flexiblen Messsystem jedoch gut zu bewältigen ist.
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft: Die Frage, welche der drei Nornen Urd, Verdandi und Skuld die wichtigste ist, wäre für einen Mythenforscher sinnlos. Für Iselin Grauer Moen und Ihre Kolleg:innen von Norner ist die Antwort klar: Ihre Arbeit richtet sich auf die Zukunft.
Mehr als 700 Firmen, die sich ihrer ökologischen Verantwortung bewusst sind, suchen Unterstützung und Beratung bei Norner und den vielen Forschungsabteilungen des wachsenden Unternehmens. Unter den Kunden sind mittelständische Polymerspezialisten und Großunternehmen bis hin zu Global Playern wie Unilever oder Evonik. Auch in eigener Sache entwickelt und patentiert das Unternehmen neue Rezepturen und Verfahren. Wegen der Relevanz für die Umweltforschung laufen bei Norner außerdem viele öffentlich geförderte Projekte unter der Firmierung Norner Research AS, einer angegliederten Non-Profit-Teilorganisation.